Birkhahn-Balz und Gewitterjagd
Juni 2022
Bewegende Tage mit vielen Höhen und Tiefen liegen hinter mir. Doch dazu später mehr. Mit diesem Bild vom Sonnenuntergang über dem Kochelsee, möchte ich Dir einen schönen Start in den Juni wünsche!
Balzender Birkhahn
Der Frühsommer ist auch die Balz bzw. Paarungszeit vieler Tierarten und ich hatte die einmalige Gelegenheit Birkhähne bei diesem Spektakel beobachten zu dürfen!
Es ist eine große Ehre, wenn man vom Berufsjäger die Erlaubnis und nötigen Tipps dazu bekommt und so war der erhoffte Anruf sehr willkommen. Leider klappte es nicht mit dem gewünschtem Leihgerät. Einem 800 mm Teleobjektiv und der Nikon Z9. Beides aktuelle (Arbeits-) Geräte welche ich sehr gerne nutzen würde. Da sie finanziell allerdings außerhalb meiner Reichweite liegen, wäre zumindest Ausleihen für ein solches Unterfangen optimal gewesen... Nun, so musste mein Standartgerät herhalten und mit gewissen Einschränkungen hat es überwiegend auch gut funktioniert.
Am Vorabend erklomm ich bereits einmal bei Tageslicht den Berg und besuchte die aufgebaute Deckung, damit ich das Gelände gut im Kopf habe und am kommenden Morgen im Dunklen ohne Licht aufsteigen kann. Um nicht zu stören, stieg ich rechtzeitig vor der Dämmerung wieder ab. Doch während dem Abstieg kam dann das Erschrecken - Laute, sich nähernde Stimmen!
Es dauerte etwas, denn die Lautstärke ließ eine kürzere Entfernung vermuten, aber dann bog ein schwatzendes junges Pärchen in sportlich neonfarbenen Klamotten mit schweren, großen Rucksäcken, angepacktem Zelt und Schweißperlen auf der Stirn um eine Ecke.
Meine Begeisterung für den in wenigen Stunden geplanten Birkhahnansitz ließ schlagartig nach. Denn das war es... keine Chance auf Tiersichtung am nächsten Morgen.
Ich konnte nicht anders und fragte die beiden, ob sie biwakieren wollen. Das wurde ehrlich bejaht. Was nun? Geplantes Biwakieren ist im Gebirge sowohl in Deutschland als auch Österreich verboten, Zelten erst recht... und wenn "mein" Berufsjäger davon erfährt, gibt es richtig Ärger.
Also versuchte ich aufzuklären. Warum, weshalb und wieso. Denn es gibt einfach Zeiten in denen sowas wirklich viel Schaden anrichtet... Auch Auf- und Abstieg zur Dämmerung und Nachtzeit mit Stirnlampe (da sie diese als Argument anführten), wurden thematisiert. Zum Glück zeigten sich die beiden relativ schnell Einsichtig. Den Gipfelsieg wollten sie sich verständlicherweise nicht nehmen lassen und gingen an mir vorbei in Richtung Gipfel, aber stiegen kurz darauf dann zu unser aller Glück wieder ab.
Den Wunsch Zeit in der Natur zu verbringen, haben wir ja fast alle und auch ich als Naturfotograf und Naturschützer, bin natürlich auf eine gewisse Art und Weise eine Störung in der Natur - selbst wenn ich mich immer möglichst lautlos und unauffällig bewege.
Die beiden hatten insgesamt großes Glück, denn bei Rücksprache mit meinem Berufsjäger erfuhr ich, dass er die beiden auch schon entdeckt hatte und wenn sie geblieben wären - wäre eine saftige Anzeige die Folge gewesen.
Noch ist es Nacht
Das Thema und Gespräch beschäftigten mich gedanklich noch recht lang und als wenige Stunden später der Wecker klingelte, hatte ich gefühlt gar keinen Schlaf gehabt. Doch Adrenalin und ein schneller Kaffee sorgten schon für einen gewissen Ausgleich. Nur mit der Kamera und meinem 500 mm Teleobjektiv bewaffnet, stieg ich auf dem schmalen und teils schlammig - rutschigen Gebirgspfad ohne Lampe im dunklen Wald auf. Tarnkleidung, Stativ und noch eine dicke Daunenjacke hatte ich bereits am Vortag im Jagdansitz postiert. Endlich oben angekommen und alles eingerichtet, dauerte es nicht lang... Eine Art "Fauchen" erklang, abwechselnd mit dem typischen "Gurgeln".
Schon oft gehört, doch nie so nah und aus so vielen Richtungen. In der Dunkelheit nahm ich auf einem nahen Baum einen sich bewegenden Schemen wahr - mein erster balzender Birkhahn! Was für ein toller Moment! Die Zeit verging wie im Flug. Vier Birkhähne konnte ich in verschiedenen Richtungen beobachten und plötzlich kam auch schon die Sonne und begann das Spektakel zu beleuchten.
Balztanz im Sonnenaufgang
Balztanz im Baum
Der Ruf der Berge
Was hätte ich für etwas mehr Tele in diesem Moment gegeben! So bleibt nur der Zuschnitt der Bilder und es wird fleißig gespart.
Ausschnitt
Eine Birkhenne konnte ich leider nirgends sehen. Allerdings war irgendwo hinter meiner Deckung ein Vogeltier, welches nicht fauchte, sondern nur gurgelte. Hätte ich in dem Moment meine Deckung verlassen, hätte ich die vermeintliche Henne vermutlich gesehen, aber sicherlich auch gestört und ich wäre dann als heimlicher Beobachter also quasi "aufgeflogen" (und die Birkhühner auch). Also blieb ich wo ich war.
Denn auch so bleibt ein Eindruck: Was für ein Erlebnis!
Viel zu schnell wurden die Vogelstimmen leiser und verschwanden dann ganz. Ein Murmeltier kam in der Nähe vorbei und kurz darauf die ersten Gämsen. Im Tau der vergangenen Nacht bewegte ich mich langsam und vorsichtig wieder den Berg hinab und unterhalb der oberen Waldgrenze gab es erstmal eine kleine Müsliriegelpause.
Müde aber Glücklich im Tarnanzug mit Kamera
Doch es gab in den letzten Tagen leider auch ein sehr unschönes Erlebnis. Wie regelmäßig im Frühsommer, bin ich neben der Tierfotografie gern auf Gewitterjagd. So auch letzte Woche. Zwei Kameras auf Stativen, spezielle Auslöser und Plastikhüllen, sowie viele Hand- und Linsentücher sind die Grundausrüstung bei sowas. Das Risiko des Blitzschlages, Windrichtung, Regen und natürlich hier im Gebirge das richtige Tal/ Gebirgszug muss dabei zwingend bedacht werden. Wenn alle Faktoren passen, können solche Bilder entstehen:
Blitzeinschlag am Walchensee
Gewitter über Kapelle im Abendrot
Doch diesmal war es anders. Der Wind drehte ständig und plötzlich kam er von vorne - ein Sturmwind direkt auf die Kameras - ich rannte um die erste Kamera im Auto in Sicherheit zu bringen. Doch für die zweite war ich zu spät. Der Wind trieb sie trotz Beschwerung des Stativs direkt in hohem Bogen in den See!
Geborgen, gebacken und Schokolade
Als ich sie aus dem Wasser fischte, hätte ich weinen können... . Sofort im Auto auseinandergebaut und auf Anraten meines Nikonhändlers bei 45*C im Backofen versucht zu trocknen, das waren quasi Erste Hilfe Maßnahmen - aber es war zu viel Wasser im Inneren. Da half nur noch die Notration Schokolade für den ebenso durchweichten Fotografen...
Am Nächsten Morgen ging es spontan nach München zum Nikon Service-Point. Denn es gab Aussicht auf Rettung. Eine nähere Inspektion bei Tageslicht ergab, dass der Sensor zum Glück trocken geblieben war. Unglaublich, die Kamera hatte tatsächlich sogar noch unter Wasser Bilder aufgenommen (!) bis der Akku aussetzte - somit war der Verschluss zufällig unten! Ein Hoch auf die neue abgedichtete Technik.
Quasi großes Glück im Unglück. Doch natürlich trotzdem ein unschöner und teurer Spaß.
Gutes Equipment, genauso wie ein gewisses Risiko beim Arbeiten gehören einfach dazu. Zumindest wenn man besondere Aufnahmen fern der bekannten Bilder realisieren will und zugegeben, ich kenne andere Fotografen im Profibereich, die pro Jahr 1-2 Kameras "verschleißen".
Dennoch ist der zeitliche und finanzielle Verlust schon wirklich bitter.
An dieser Stelle ein ganz herzliches Dankeschön für die Hilfe an Dostal & Rudolf, meinem Nikon Service-Point!
Eines der letzten Überwasserbilder
Soviel zu den wichtigsten Erlebnissen. Es gäbe natürlich noch viel mehr zu berichten, doch der Newsletter ist bereits nun schon wieder deutlich länger als geplant.
Am Ufer des Kochelsee